Die Geschichte der vhs Rheingau Taunus e. V.

Die Volkshochschulen sind mit bundesweit fast 850 Einrichtungen die bekanntesten Weiterbildungseinrichtungen in Deutschland. Mit ca. 352.000 Kursen und Veranstaltungen erreichen sie nahezu 3.400.000 Menschen im Jahr 2021 (Quelle DIE Statistik aus dem Jahr 2021).

Leider hat hier die Coronapandemie die Zahlen der Volkshochschulen schrumpfen lassen. Zum Vergleich die Zahlen aus 2019. Hier wurden noch ca. 571.000 Kurse und Veranstaltungen durchgeführt. Insgesamt besuchten 6.388.000 Menschen im Jahr 2019 diese Veranstaltungen (Quelle DIE Statistik aus dem Jahr 2019).

Die Anfänge der Volkshochschulen in Deutschland reichen bis in die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts zurück. Die Entstehung der Weimarer Republik beförderte die Gründung einer großen Zahl von Volkshochschulen. Nach Gleichschaltung oder Auflösung unter den Nationalsozialisten kam es kurz nach dem zweiten Weltkrieg zur Wiedereröffnung und Neugründung von Volkshochschulen.2

In dieser Zeit fallen auch die Anfänge der „Volksbildungsarbeit“ in den ehemals selbständigen Kreisen Rheingau und Untertaunus. 1951 wird im Rheingau das Kreisbildungswerk als freiwillige Einrichtung des Kreises gegründet, dem 15 Rheingauer Gemeinden angeschlossen sind. Daneben bestehen örtliche Bildungswerke in den Städten Eltville, Geisenheim und Rüdesheim. Im gleichen Jahr fällt der Startschuss im Untertaunus mit der Gründung der Kulturvereinigung Bad Schwalbach e. V., die für viele Jahre die Volkshochschularbeit in der Kurstadt leistet, und der Volkshochschule Idstein.

Das Volksbildungswerk des Untertaunuskreises e.V. wird 1964 aus der Taufe gehoben, getragen von 40 Gemeinden, der Kulturvereinigung, der Idsteiner Volkshochschule und der Volksbühne Untertaunus e.V.; daneben sind auch 85 Einzelpersonen Mitglieder des Vereins. Die Geschäfte in den Bildungswerken werden neben- oder ehrenamtlich geführt.3

Mit dem nur zweiseitigen Hessischen Volkshochschulgesetz, das zum 15. Mai 1970 in Kraft tritt, verändert sich die Ausgangssituation für die Bildungsarbeit. Das Gesetz macht die Errichtung und Unterhaltung einer Volkshochschule zur kommunalen Pflichtaufgabe für Kreise und kreisfreie Städte; das Land trägt durch das Kultusministerium mit einem Zuschuss zur Finanzierung der Einrichtung bei.

Die beiden Kreise entsprechen dem Gesetz mit der Gründung der „Volkshochschule Untertaunus e.V.“ (1971) und der „Volkshochschule für den Rheingaukreis e.V.“ (Frühjahr 1972)

Die beiden Einrichtungen können bei ihrer Arbeit auf die örtlich gewachsenen Strukturen der ehemaligen Volksbildungswerke aufbauen. Die beiden Einrichtungen erhalten durch das Gesetz eine hauptamtliche Leitung. Neben den hauptamtlichen Tätigen und den Vereinsgremien wird die Volkshochschularbeit weiter durch Außenstellen mit ehrenamtlichen örtlichen Beauftragten mitgetragen.

Bereits im Jahr 1975 wird der Grundstein für eine Kooperation gelegt, die sich in den folgenden fast vierzig Jahren zu einem wesentlichen Arbeitsfeld von Volkshochschulen im Rheingau und Untertaunus entwickeln sollte.

Der Zusammenschluss der beiden Kreise Rheingau und Untertaunus zum Rheingau – Taunus – Kreis macht auch bei den Volkshochschulen eine organisatorische Veränderung zur Schaffung eines einheitlichen Trägers für die Volkshochschularbeit erforderlich. Am 14. November 1977 wird dazu im Kurhaus von Schlangenbad – nach Auflösung der beiden Vereine im Rheingau und Untertaunus – der Verein Volkshochschule Rheingau Taunus e.V. mit Sitz in Bad Schwalbach gegründet und die bis heute gültige Arbeitsstruktur der Volkshochschule mit drei Geschäftsbereichen geschaffen. Neben der Hauptgeschäftsstelle in Bad Schwalbach, die 1986 nach Taunusstein umzieht, sind in den Geschäftsstellen Rüdesheim (jetzt Geisenheim) und Idstein je eine hauptamtliche pädagogische Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter und eine(n) Verwaltungsmitarbeiter:in tätig.

Aus Sicht der Landespolitik haben im Jahr 2001 das Volkshochschulgesetz und das 1974 erlassene Erwachsenenbildungsgesetz ausgedient und werden durch das „Gesetz zur Förderung der Weiterbildung im Lande Hessen“ (HWBG) ersetzt.

Obwohl sie die sich ständig veränderten Rahmenbedingungen immer wieder vor neue Herausforderungen stellen, erweist sich die Volkshochschule Rheingau Taunus e.V. als ein verlässlicher Bildungspartner im Rheingau Taunus Kreis. Die Volkshochschule hat sich zu einem dienstleistungsorientierten Weiterbildungszentrum in öffentlicher Verantwortung entwickelt, das im Auftrag des Rheingau Taunus Kreises die Umsetzung der Weiterbildung und des lebenslangen Lernens nach dem Hessischen Weiterbildungsgesetz wie auch im Rahmen von Projektaufträgen Verantwortung für die Implementierung von richtungsweisenden Bildungsthemen in der Region übernimmt, diese dadurch stärkt und zu ihrer Entwicklung beiträgt.4


1 Auszug aus dem Jahrbuch des Rheingau – Taunus – Kreises des Jahres 2015 (Autor Holger Lamm)

2 Ausführlicher zur Geschichte der Volkshochschulen wie der Erwachsenenbildung insgesamt u. a. Josef Olbrich, Geschichte der Erwachsenenbildung in Deutschland, Opladen 2001.

3 Der Autor dankt Paul Zipp für Informationen zur Entwicklung der Volksbildung im ehemaligen Untertaunuskreis. Die Anfänge im Rheingaukreis skizziert Leopold Bausinger, „Die Volksbildungsarbeit“, in: Ders., 75 Jahre Rheingaukreis, Rüdesheim am Rhein 1962, S. 228-229. Darüber hinaus standen Dokumente aus dem Archiv der Volkshochschule zur Verfügung.

4 Zur grundlegenden Positionsbestimmung von Volkshochschule vgl. auch Deutscher Volkshochschul – Verband e.V., Die Volkshochschule – Bildung in öffentlicher Verantwortung, Bonn 2011.