
„Dem Esel ist es egal, ob da Bill Gates steht“
Esel werden oft als störrisch beschrieben. Zu Unrecht, wie Eselinhaber Udo Schläfer und Kursleiterin Lucia Rutschmann vermittelt haben: Pferde als Bewohner von Ebenen fliehen in alle Richtungen, während Esel als Gebirgstiere bei Gefahr stehen bleiben und erst einmal die Lage genau einschätzen. Clevere Entscheidung, wenn man bedenkt, dass Esel nicht räumlich sehen können und daher die Entfernung bis zu einer möglichen Gefahr nur aus Erfahrung einschätzen können.
Wie ein Esel die Welt sieht, lernten neun Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einem gemeinsamen Rundgang mit Udo Schläfers Eseln Urmel, Emil und Janosch kennen. Bei der Führung wechselten sich die Teilnehmer ab – manchmal lockte das Grün auf einer angrenzenden Wiese allerdings so sehr, dass man nicht anders konnte, als sich ziehen zu lassen. Esel sind eben zielstrebig...
Mit Eseln zu laufen ist eine sehr persönliche Erfahrung, und das gilt für Mensch und Tier gleichermaßen. Der Esel lernt jeden Führungsmenschen neu kennen und testet seine Grenzen. Wie ein Teilnehmer treffend formulierte, ist es dem Esel egal, „ob ich schwarz oder weiß bin, oder ob da Bill Gates steht“. Der Führungsmensch muss führen und vorangehen, wo es nötig ist, oder aber die Leine lang lassen, muss bremsen oder antreiben. Mit der Zeit entsteht ein gemeinsamer Trott. Pausen untermalen die vierbeinigen Weggefährten mit rhythmischem Rupfen und Kauen, einem sehr friedlichen Geräusch.
Ganz nebenbei haben Urmel, Emil und Janosch den menschlichen Blick auf die Welt verschoben – eine Erfahrung, die sich niemand entgehen lassen sollte. Mir persönlich hat der Workshop schöne Beispiele dafür gegeben, dass eben nicht immer die eigenen Interessen die wichtigsten sind und dass es immer mehrere Wege zum Ziel gibt; wenn nicht links herum, dann vielleicht rechts herum.
Auf der Website https://www.esel-am-freudenberg.de finden sich weitere Informationen zum Wandern mit Urmel, Emil und Janosch. Auch umweltpädagogische Kurse für Kinder werden angeboten.
Claudia Müller